Der Huckepack-Bilderbuch-Preis – eine Mutmachgeschichte

Es gibt Dinge, die versuche ich immer wieder. Und schaffe sie nicht. Ich versuche es erneut. Und schaffe es erneut nicht. Ich versuche es wieder. Und meist versuche ich es dann wieder, wenn ich glaube, dass etwas möglich ist. So auch beim Huckepack-Bilderbuch-Preis.

Für 2020 habe ich „Die glückliche Amsel“ eingereicht. Für 2021 „Rotkäppchen, wie geht es dir?“, wohl wissend, dass die Chancen eher gering sind, weil Preis und Buch nicht ganz zusammenpassen. Die Bücher werden nämlich hier eingesetzt:

„Vorlesen in Familien ist ein viel beachtetes sozialpräventives Projekt, das sich durch verschiedene Besonderheiten von den vielen anderen erwähnenswerten Vorleseprojekten in Deutschland unterscheidet: Die sorgsam ausgebildeten ehrenamtlichen Vorleserinnen und Vorleser üben ihre oft mehrjährige Tätigkeit im Zuhause ihres Vorlesekindes aus. So wird eine wertvolle Situation im persönlichen Umfeld eines Kindes geschaffen, in der die Konzentration ganz auf diesem einen Kind und der gemeinsam zu lesenden Geschichte liegt.“

Und dafür sind die Bücher zu speziell, zu sehr auf einen bestimmten Personenkreis ausgerichtet, zumindest „Die glückliche Amsel“.

Auch für 2022 habe ich Bücher eingereicht, und „Ein Schlüssel für Mama“ hat es tatsächlich auf die Nominierungsliste geschafft. Ich freue mich sehr darüber!

Jeder Preis hat seine eigene Ausrichtung und bei jedem Preis gibt es unterschiedliche Dinge, über die ich mich freue.

Über die Nominierung für den Huckepack-Preis freue ich mich sehr, weil:

Das bedeutet, dass das Buch nicht nur von einer Jury bewertet wird, sondern in Wetzlar in „Vorlesen in Familien“ tatsächlich auch bei einem sozialpräventiven Projekt eingesetzt werden wird. Außerdem finde ich es großartig, dass eine wissenschaftliche Einrichtung für Bilderbuchforschung daran beteiligt ist , die großartige „Phantastische Bibliothek“ sowie ein Verlag, der damit weiß, was es bedeutet, Bücher zu machen.

  • über 413 Bilderbücher eingereicht wurden, 35 davon in die engere Auswahl kamen, elf davon nominiert werden und unser Buch eines der nominierten ist.
    Auf der Webseite des Preises heißt es:
    „413 Bilderbücher haben wir im vergangenen Jahr gelesen und eingehend besprochen. 35 Bilderbücher haben wir für die Nominierungsliste noch einmal ganz besonders auf die Vermittlung des HUCKEPACK-Gedankens geprüft: Sie sollen Kinder stärken und ihnen Weitsicht vermitteln, ganz wie Kinder es aus der Situation des HUCKEPACK-Nehmens erfahren können. In jedem Jahr landen elf Titel auf unserer Nominierungsliste.“
  • die anderen Bücher auch so toll sind:
    Auf der Nominierungliste sind so viele schöne Titel, die ich mir alle gerne einmal ansehen möchte; und die alle richtig gut klingen. Herzlichen Glückwunsch allen anderen Nominierten!
  • Es gibt sogar eine „Book Wall“, auf der man in die Bücher hineinblättern kann.
  • er einer der wenigen Kinder-/Bilderbuchpreise in Deutschland ist, der dotiert ist.  Der Verlag „Das Netz“ stiftet jedes Jahr das Preisgeld von 1.000 Euro für diesen Preis. Dotierungen sind Verlage sehr wichtig, gerade auch jetzt bei steigenden Energie- und Herstellungskosten, da die Preise für Bücher nicht in dem Maße steigen können, wie die Energie- und Herstellungskosten es gerade tun. Wir können unsere Verkaufspreise nicht verdoppeln.
  • es bei dem Preis um genau das geht, worum es mir auch bei MONTEROSA geht: Bilderbücher für Kinder in schwierigen Lebenssituationen, um Kinder durch Bücher zu unterstützen. Umgesetzt in anspruchsvolle Bilder. Hergestellt als haptisch schöne Bücher. Auf der Webseite des Preises heißt es:
    „Die Jury sucht gezielt nach Büchern, die sprachlich und ästhetisch auf einem hohen Niveau sind, dabei aber nicht diejenigen Adressaten aus den Augen verlieren, die kaum oder wenig Kontakt zu Bilderbüchern haben.
    Die erzählten Geschichten sollten emotional anrühren, dabei aber im Sinne einer Early Literacy klar vermittelt sein. Inhaltlich sind uns Bilderbücher wichtig, die einem Kind vermitteln, dass es ein wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft ist; seine Stimme hat Gewicht, wir begegnen dem Kind auf Augenhöhe, nehmen es wahr und gehen auf seine Bedürfnisse ein.
    Die HUCKEPACK-Bilderbücher haben das Potenzial, Kinder seelisch zu stärken und ihnen (und den vorlesenden Erwachsenen!) positive Möglichkeiten aufzuzeigen, Probleme zu lösen und kreativ und konstruktiv mit Konfliktsituationen umzugehen.“
  • damit die psychischen Auswirkungen der Corona-Krise auf Familien einen Raum bekommen, sichtbar und erkannt werden. In dem Buch geht es um eine Mutter, die Berufsmusikerin und Alleinverdienerin der Familie ist und plötzlich, durch die Corona-Krise nicht mehr auftreten darf. Es kommt zu einem Einkommensausfall und großen Sorgen und Zukunftsängsten? Wie geht es weiter? Wie kann ich meine Familie ernähren? Die Sorge äußert sich in Traurigkeit und Zurückgezogenheit, die sich aber mit der Zeit wieder auflösen. Denn darum geht es auch beim diesjährigen Preis. Um Zeit, dass alles seine Zeit braucht:

Auf der Webseite des Preises heißt es dazu:

„Das dominierende Thema war dabei die Zeit: Nehmt euch mehr Zeit für eure Kinder, nehmt euch Zeit für euch selbst. Entdeckt die Welt mit Kinderaugen und erkennt dabei, dass wir alle schon mit ganz kleinen Mitteln dazu beitragen können, Großes zu bewirken. Unsere Kinder können uns da ein Vorbild sein.“

  • damit ein Buch über die heilsame Wirkung der Natur und eines Gartens gewürdigt wird. In ihrem Garten kann die Mutter neue Kraft schöpfen und sogar wieder erste neue Lieder komponieren.
  • damit die Leistung eines kleinen Verlages wie MONTEROSA gewürdigt und geschätzt wird, und dadurch zum Ausdruck gebracht wird, dass es preiswürdig ist, was wir machen. Für einen kleinen Verlag wie MONTEROSA, der nicht über Verlagsvertreter:innen oder ein großes Vertriebsnetzwerk verfügt, ist es unglaublich schwer, Aufmerksamkeit außerhalb der Nische zu erhalten. Dabei sind nicht alle Bücher für die Nische gedacht. Preise sind dafür unglaublich wichtig, weil sie einen Verlag wie meinen sichtbar machen.
  • Eine Auszeichnung mit einer Nominierung wie für den Huckepack-Bilderbuch-Preis macht deshalb Mut. Mir. Und sicher auch anderen. Mut und Zuversicht, dass Verlage wie meiner gesehen, wahrgenommen und geschätzt werden.
  • damit gewürdigt und geschätzt wird, was Natalia an diesem Buch geleistet hat. Es ist ihr erstes Buch, das sie, wie ich finde, einfach großartig, sehr liebevoll, dezent, unglaublich kreativ, humorvoll und sehr gekonnt umgesetzt hat. Bei vielen ihre phantasievollen Bildideen denke ich mir immer wieder: „Wow! Wie cool! Und nicht zuletzt passt ihre Phantasie hervorragend zu einer „Phantastischen Bibliothek“ 😉
  • das Buch von der Haptik einfach unglaublich schön gemacht ist. Das Umschlagpapier besteht zum Teil aus Bambus (für Widerstandskraft) und hat eine Goldfolienprägung.
  • Von den elf ausgezeichneten Büchern acht Bücher übersetzte Titel sind und nur drei von deutschen Autorinnen bzw. Illustratorinnen bzw. wurden in Deutschland entwickelt. Die anderen beiden stammen von Britta Teckentrup und Antje Damm, die gleichzeitig auch die Illustrator:innen der Bücher sind.
  • es schön ist, zu sehen, dass man etwas schaffen kann, auch wenn man es vorher einige Male nicht geschafft hat, dass sich Dranbleiben lohnen kann. Und dass auch ein kleiner Verlag, der seine eigenen Texte verlegt, es schaffen kann.
  • der Preis für mich eine runde Sache ist.
  • Dieser Preis einfach unglaublich toll ist!

Ich bedanke mich sehr herzlich bei der Jury und bei allen Beteiligten, die diesen Preis vergeben. Und ich danke allen, die gemeinsam mit mir an diesem Buch gearbeitet haben, damit es so schön und gut werden konnte, wie es ist. Jeder einzelne an seinem Ort ist wichtig. Wir zusammen machen MONTEROSA-Bücher aus.

Herzlichen Dank dafür!

Ihre

Claudia Gliemann